Wie unser Konsumverhalten die Gesellschaft spaltet
Das wir Menschen mit unserem Wunsch nach immer mehr der Umwelt schaden, ist bekannt. Was aber bedeutet eigentlich Konsum, wie kommt es zu diesem Verhalten der Menschen und seit wann ist das so? Die Autorin Elizabeth Currid-Halkett hat sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und „gilt als eine der einflussreichsten Vordenkerinnen der Ökonomie und Soziologie von Kunst, Kultur und Konsum“ (so lautet der Vitatext im Umschlags). Entsprechend wissenschaftlich und tiefgründig ist der Inhalt des Buches. So beginnt die Autorin mit der Geschichte des Konsums (in der römischen Gesellschaft der Antike), zeigt, wie Menschen ab 1920 Konsum für sich entdeckten und endet mit dem Konsumverhalten und den Klassen in den USA von heute.
Mit Konsum lässt sich Reichtum zur Schau stellen. So konnten und können Menschen zeigen, was sie haben. Das ahmt die breite Masse nach, um dazuzugehören und sich besser zu fühlen. So kommt es zum Konsum von billigen „Fake-Waren“, die nur vorgaukeln, besser, teurer und wertvoller zu sein.
Dann gibt es die Eliten, die nicht einfach nur Waren kaufen, sondern „erlebnisorientierten Geltungskonsum“ leben, indem sie reisen, sich entspannen, das Leben und Essen genießen oder sich eine Putzfrau leisten. Auch die Mutterschaft ist der Autorin nach im Kreis des Konsumverhaltens aufgenommen. So gilt Mutterschaft und Stillen mancherorts als „Leistungsmerkmal“, es gilt, das Kind möglichst früh in möglichst exotische Kurse zu schicken oder bereits im Mutterleib zu fördern.
Heute schwimmen Menschen auch gerne in der Bio-Ökowelle und kaufen besonders hippe Produkte, um zu demonstrieren, wie toll sie vegan leben. Letztendlich sind sie Opfer ihres Konsumverhaltens und tragen zu Veränderungen in der Gesellschaft bei.
Bei all den wirklich interessanten Hintergründen zum Konsumverhalten fällt doch immer wieder auf, dass es Unterschiede zwischen der amerikanischen und deutschen Gesellschaft gibt. Doch was etwas irritiert ist der Titel „Fair gehandelt?“, der suggeriert, dass hier ein Buch zum Konsum im Bezug auf Ökologie und soziale Gerechtigkeit bei Produktion und Handelsketten vorliegt. Der Titel trügt, da es sich hier vielmehr, laut Klappentext, um die Auswirkungen auf die Gesellschaft und nicht auf die Umwelt oder den Handel dreht.
Fazit: Ein sehr interessantes Buch über die Hintergründe des Konsumverhaltens. Zahlreiche anschauliche Beispiele und Einblicke in viele Lebensbereiche zeigen, wie es um uns und unsere Kaufmentalitäten bestellt ist. Eher wissenschaftlich als unterhaltend, geht es mehr um die Gesellschaft als um den fairen Handel.
Elizabeth Currid-Halkett: Fair gehandelt? btb 2021
ISBN 978-3-442-77034-2