Beat

oder: In diesem trockenen, süßlich riechenden Nebel

Beat studiert Musik. Sein Instrument ist das Schlagzeug bzw. sind Schlagwerke, denn da gehören verschiedene Instrumente dazu. Er ist begabt, vermutlich sogar beosnders talentiert. Sein Gehör und sein Gespür für Musik scheinen außergewöhnlich. Denn Töne und Rhythmus begleiten ihn immerzu. Die Handlung dieses Romans scheint kaum vorhanden zu sein. Alles dreht sich um Beats Gedanken und Erleben, die durch die Sinneswahrnehmungen wie in einem Traum erscheinen. Bald ist nicht mehr klar, was real ist und was möglichweise nur merkwürdige Fantasien sind. Manchmal erscheint es, als wäre Beat in einem langen Drogen-Trip gefangen. Und dann wird wieder deutlich, dass er auf der Suche nach dem Sinn seines Lebns ist.

„Kafkaesk“ trifft die Art des Erzählens recht deutlich. Der Roman ist intensiv und doch muss man sich nicht anstrengen, ihn zu lesen. Nur darf man nicht erwarten, Wendungen in der Handlung zu erhalten, die absehbar sind. Nichts ist rundm klar, alles irgenwie offen – bis zuletzt. Als Leser*in taucht man für einen Moment ein in Beats Erleben.

Fazit: Ein seltsames und schönes Buch, unerwartet und voller sinnlicher Eindrücke.

Ann Kathrin Ast: Beat. Oktaven 2023

ISBN 978-3-7725-3040-1

Margherita und der Mond

Zwei Jahre nach Erscheinen der deutschen Ausgabe von „Una di luna“ als Paperback, hat Diogenes den Roman nun auch als handliches Taschenbuch herausgebracht. Daher zeige ich meine Rezension gerne noch einmal.

Margherita ist Köchin in Venedig und die Tochter eines ehemals berühmten, extrem egozentrischen Kochs. De Carlo schreibt intensiv über diesen unsympathischen kleinen Mann und zugleich zeigt er, wie Margherita sich auch als erwachsene Frau vom Vater beeinflussen lässt. Gekonnt verwebt der Autor Beschreibungen von teilweise tragikomischen Momenten mit der Sicht auf die Gefühlswelt von Margherita. Die lernt während ihrer kurzen Reise mit dem Vater einen Mann kennen, der sich als Zauberer ausgibt. Und plötzlich erkennt sie, dass es an ihr ist, sich zu lösen, vom Vater vom ungeliebten Freund und von ihrer ewigen Unsicherheit.

De Carlo ist ein Meister der genauen Beobachtung von Menschen und ihrer Gefühlswelt. Er schafft es auch in diesem Roman wieder, uns tief in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonistin einzutauchen zu lassen, um mitzuerleben, wie das Leben ständige Veränderungen schafft.

Fazit: Ein grandioses Porträt einer Frau, die ewig im Schatten des Vaters stand. Spielerisch, fast magisch die Momente der Zweisamkeit mit einem neuen, fremden Mann.

Andrea de Carlo: Margherita und der Mond. Diogenes 2023

ISBN 978-3-257-24655-7

Agnes geht

Agnes Alltag besteht aus den Aufgaben einer Ehefrau und Mutter zweier Teenager. Außerdem unterstützt sie eine Freundin bei der Arbeit mit Jugendlichen. Ihr Biologiestudium scheint sie umsonst gemacht zu haben. Doch sie hofft, irgendwann als Biologin arbeiten zu können. Ein Angebot in Berlin klingt verlockend, doch sie lebt in Hamburg. Als ihr Mann ihr mehr als deutlich zeigt, wie wenig er ihre tägliche Leistung wahrnimmt und wertschätzt, gerät das Familienidyll ins Wanken. Er ist überzeugt, dass die Ehe gescheitert ist. Wütend und verletzt läuft Agnes davon. Nach einer Nacht im Hotel geht sie weiter. Und bald merkt sie, dass sie sich dabei wohlfühlt. Obwohl sie sich Blasen läuft. Sie beschließt, nach Berlin zu laufen und sich für die Stelle als Landschaftsökologin vorzustellen. Unterwegs begegnen ihr Menschen, zwei davon sehr intensiv. So trifft sie einen Mann, der ihre erotischen Gefühle aufleben lässt. Und schließlich erkennt sie, was sie möchte und was sie braucht.

Agnes Weg klingt zusammengesfasst spannender als er im Buch erzählt wird. Denn die Figur reißt nicht so richtig mit. Ihr Handeln scheint oft zu banal bzw. unüberlegt Wie z.B. dass sie es auf der gesamten Strecke nicht schafft, blasenfrei zu laufen. Oder die erotische Begegnung mit einem Mann. Hier wiederspricht sich Agnes sehr in ihrem Handeln. Irgendwie fehlt die Spannung und die Tiefe in diesem Roman. Auch die Umgebung spielt nur eine sehr geringe Rolle und es fehlen die Sinneseindrücke. Doch trotzdem inspieriert es, Agnes zu folgen und sich vielleicht selbst auch mal auf den Weg zu machen, um den Kopf frei zu kriegen.
Fazit: Ein Weg zur Erkenntnis, so könnte man Anges Wanderung an der Elbe beschreiben. Ein Roman über eine Frau die sich traut ihr Leben zu verändern.

Katja Keweritsch: Agnes geht. Diana Verlag 2023

ISBN 978-3-453-36148-5