Superkräfte versus berufliche Realität
Als ich mich entschied, eine Ausbildung zur Erzieherin zu machen, hatte ich lange überlegt, was ich beruflich gerne machen will. Mir war es wichtig, mit Menschen zu arbeiten, am liebsten mit Kindern oder Jugendlichen. Ich wollte etwas weitergeben, meine vielseitigen Interessen und Begabungen nutzen, um sie zu teilen. Ich wollte nicht in ein System eingeschlossen werden, das mir vorgibt, wie ich zu handeln habe. Ich wollte auch nicht ständigen Rangeleien zwischen Kolleginnen (damals ausschließlich weiblich), Träger, Gemeinde usw. ausgesetzt werden. Doch letztendlich begann der Stress schon in der fünfjährigen Ausbildung. Denn meine Vorstellung von Pädagogik und Erziehung passte oft nicht zu den dogmatischen Ideen der Ausbilder und Fachkräfte in den Einrichtungen. Die Realiät war eine ganz andere als meine Vorstellung.
Die Autorin Ursula Günster-Schöning beginnt ihr Buch mit dem Kapitel „Erzieherin wird man aus Leidenschaft“. Im weiteren geht sie auf den Beruf und seine Herausforderungen ein. Sie erklärt, wie wichtig eine positive Haltung gegenüber Kindern bzw. Menschen an sich ist. Das Verständnis von Erziehung hat sich in letzter Zeit immer mehr verändert und so sind auch die Aufgaben von Erzieherinnen weiter gesteckt. Wo früher Erziehung noch vor allem die Vermittlung von Werten und Normen beinhaltete, gilt es heute, Kindern die Möglichkeit zur Selbstentfaltung zu bieten und sie in ihrem eigenen Lernen zu unterstützen.
Fazit: Dieses Buch ist nicht, wie der Titel vielleicht suggeriert, ein Ratgeber für ausgepowerte Erzieherinnen, sondern vielmehr eine Orientierungshilfe für die praktische Arbeit. Es zeigt Wege raus aus dem alten Trott hin zu einer positiven wertschätzenden Haltung und einem aktiven Miteinander.
Ursula Günster-Schöning: Ich bin Erzieher*in. Vandenhoeck & Ruprecht 2018 (2. neu überarbeitete Auflage)
ISBN 978-3-525-70198-0